up beat down beat, up beat down beat, ü-ber Kopf und ü-ber Hän-de glei-ten Bil-der, klar und leuch-tend tönt die Flä-che, move your bo-dy, up beat down beat, Sound und Zahl-en, glei-ten Bil-der, siehst Du Tö-ne, hörst Du Bil-der? Kopf und Hän-de, Raum und Wän-de, move your bo-dy, Tanz der Au-gen, tönt die Flä-che, Glas und Schat-ten, hallt im Rhyth-mus, hart und flies-send, Sinn und Staun-en, glei-ten Zahl-en, klar und leuch-tend, move your bo-dy, schwe-ben Blu-men, fahl-e Far-ben, -/ kling, …………………., Wuchsformen driftend,….. leuchtend zwischendurch, farbig perliger Schatten, im TANK an einem Tag im Sommer 2016.
Karin Pliem und Boris Kopeinig stellen hier aus, bespielen gemeinsam den nüchternen Raum und wenn sich komplementäre Arbeitsweisen steigernd ergänzen, so erweist sich dies im Zusammenwirken an diesem Ort in durchaus überraschender Weise. Zunächst werden durch die Hängung der Malereien von Karin Pliem und die projizierten Ablaufrhythmen, mit denen Boris Kopeinig Wände zu zahlenbewegten Oberflächen werden lässt, Wahrnehmungskonventionen miteinander verschränkt. In einer Weise, die das Bildersehen und die rhythmisierte Verräumlichung, die immer auch den eigenen Standpunkt und die Bewegung im Raum bewusst machen, intensivieren. Das hat direkte Auswirkungen auf die Wahrnehmungen und bedingt ein gleichsam synästhetisches Empfinden in dem sich Töne, Bewegungen, Bilder und Sprache durchdringen, gemeinsam schwingen und steigern, um sie in die gedehnte Gegenwart konkreten Erlebens zu verwirbeln. Der eigene, wahrnehmende, erlebende und empfindende Körper, ist das Zentrum. Die so erzeugten Zentrifugalkräfte beschleunigen Assoziationen und Erlebtes. Im Fall von Boris Kopeinig, sind es erinnerte Sounds, angetrieben von stark rhythmisierenden Beats, zerhackt, zerkrachend, sich sphärisch dehnend, wabernd zu Rhythmen gebündelt, dann ausgebreitet um als Soundmasse, flächig verteilt im Kraftfeld von Beats, Bewegungen zu induzieren. Diese werden weniger auf Körper übertragen, sondern lösen und befeuern die in Körpern gespeicherten Rhythmen, down beat, up beat, ….einen perzeptuellen Neuronenstrom generierend, der uns einer Energie überlässt, die durch unsere Körper strömt, fast so als würden wir, als würde unsere Physis, nur das Medium für etwas sein, durch das sich Anderes hindurchströmend äußert, …. wobei strömend fast das falsche Wort ist, den es stürmt, blitzt, und donnernde Beats hämmern drauf los, … „glei-ten Bil-der, klar und leuch-tend tönt die Flä-che, move your bo-dy, up beat down beat“
Boris Kopeinig ist Medienkünstler, er ist ein „Dj mit Vorliebe für technoide Rhythmen und synthetische Frequenzmuster. Techno basiert für ihn auf vermutlich uralten Ritualen, bei denen es darum geht, Körper in Schwingung zu versetzen“ Gut, setzen wir auch unseren Geist in Schwingung, zerstreut in Atmosphären und Zustände, in denen wir in Schwebe geraten, und lassen wir uns in den Groov fallen, aufgehoben in einem Körpergewoge … Sein, jetzt sein, … all das erfahren, als gedehnte und in einem Intervall fließende Gegenwart, …. Es ist ein Zustand gelebter und nicht nur erlebter Dauer. Down beat, up beat, … , „Sound und Zahl-en, glei-ten Bil-der, siehst Du Tö-ne, hörst Du Bil-der? Kopf und Hän-de, Raum und Wän-de, move your bo-dy.“
Musik, so wie sie Boris Kopeinig erzeugt und realisiert, als DJ, oft auch in Zusammenarbeit für Tänzer*innen, ereignet sich in konkreten Situationen, an Orten, die wir besuchen um uns eben dem zu öffnen, was jene körperlichen und sozialen Erfahrungen ermöglicht, die nicht den Disziplinierungen und den von Selbstkontrolle angeleiteten Handlungen unterworfen werden, welche die Voraussetzungen unseres gesellschaftlichen Lebens sind. … es soll genau das nicht sein … nicht dieses sozialkonforme Subjekt, …down beat, up beat, move your bo-dy! Wie in einem Kraftfeld von Beats zerwirbeln unsere Körper, Empfindungen und Emotionen, beschleunigt von Zentrifugalkräften, zu einem Teilchenschwarm, einer Schwarmwolkenschwebe, dem Stillstand inmitten durchpulster Gegenwart.
Und was sehen wir davon, hier in der Ausstellung im TANK, mitten im Sommer 2016? Sinnlich gemachte Iterationen. Rhythmische, visuelle Muster, die einen Erzeugungsmechanismus aus dem Universum von 0 und 1 haben. Eine Maschinenschrift, die Vorschriften generiert, Befehle die in Formen von Anweisungs- und Ablaufzeichen bewegte Bilder steuern. Nüchterne, technoid anmutende Zahlenreihen, fließend einen Zählrhythmus erzeugend, den ein Soundstück akustisch begleitet, … Wiederholung, Iteration, Schleife, down beat up beat, down beat up beat, ü-ber Kopf und ü-ber Hän-de glei-ten Bil-der, klar und leuch-tend tönt die Flä-che, move your bo-dy, up beat down beat, Sound und Zahl-en, glei-ten Bil-der, siehst Du Tö-ne, hörst Du Bil-der? Kopf und Hän-de, Raum und Wän-de, move your bo-dy, Tanz der Au-gen, tönt die Flä-che, Glas und Schat-ten, hallt im Rhyth-mus, hart und flies-send, Sinn und Staun-en, glei-ten Zahl-en, klar und leuch-tend, move your bo-dy, schwe-ben Blu-men, fahl-e Far-ben, -/ kling, ………………….,
Wuchsformen driftend,….. leuchtend zwischendurch, farbig perliger Schatten.
Können wir uns bei all dem ein träumendes, empfindendes Subjekt vorstellen? … oder nur einen Körper der all das entäußert was wir uns selbst als Subjekte sind, der das je eigene Subjektive mit seinen konstituierenden Empfindungen, Erinnerungen, Gedankenleistungen, zerstreut, zertanzt, zergroovt… ? Etwas, das Subjektive , das geradezu als Urquell des Künstlerischen gilt, indem Künstler*innen dazu angehalten sind, genau das als Quelle von Inspiration und Kreativität zu nutzen, verfügbar zu machen und auch als Sinnressource auszubeuten? Das empfindende träumende, vorsehende Subjekt – es wird als Künstlerbild geradezu suspekt, zertanzt, zergroovt! … ?? Move your body, open your mind and eyes.
Die Malereien von Karin Pliem entwerfen einen anderen Horizont, jenen von fest in Rahmen gespannten Behauptungen, fest gestellt, unbewegt. Sie sind komplementär im Sinne der Spanne zwischen beiden künstlerischen Welten, die jene Spannung erzeugt, die, nach kurzem Innehalten, mit windbewegtem Pflanzenrauschen einen Groov anderer Art entstehen lässt.
Der Wind geht durch die Felder, es rauschen leis die Wälder und fahlfarbige Blüten wirbeln zu zerstiebenden Farben auf. Sie verdichten sich zu Formen, die dem Schausinn ein Fest bereiten. In der Abfolge des Eintauchens von Bild zu Bild gleicht es einem sich steigernden Rausch, in dem uns Rhythmen des Wachsens, sowie das Pulsieren von Farben und Formen, selbstverloren tragen. Und wenn wir schwebend in die Gegenwart des Empfangens gerückt werden, so bewirkt die Malerei von Karin Pliem diesen Zustand aus sich selbst heraus. Sie erzeugt ein Rauschen, berauschend und rauschend zugleich; rauschend im Sinne von Schwebungen und Interferenzen, die sich zu Linien und Mustern verdichten, in Gegenständliches umschlagen, um dann wieder Farbmaterie, Malerei, zu sein. In die bemalte Fläche eines Bildes gefasst, hat alles seinen Platz gefunden und erstarrte, auftrocknende Farbe fixiert Pflanzen, Tierstücke, Skulpturen im Park und überwucherte Bauten, die sich der Natur anverwandeln.
Inmitten und vor dieser floralen Pracht der Malereien lässt sich gut ein träumendes Subjekt, ein Faun, denken, wenn opak erscheinende Flächen sich öffnen und bei näherem Hinsehen gestisch nachempfundene Formen als getupfte Farbspuren sichtbar werden. Karin Pliem setzt Farbe und Formen gegeneinander, Überlagerungen bildend, so, als würden verschiedene Schichten von Hintergründen zwischen Opazität und Transparenz wechseln. Dadurch erblühen mitten in den strichverwobenen Oberflächen wogende Farben, lassen getönte Flächen, die Leinwand zur geäderten Haut werden, auf der sich Spuren, Abdrücke und Berührungen, erhalten haben. Durchschimmernde Körper zeigen sich, die, vom groben Stoff der Leinwand umgeben, befreit an die Oberfläche des Sichtbaren drängen. Schleier und nebelhafte Unschärfe korrespondieren dabei mit der Bewegungsunschärfe des streunenden Blickes, der Orientierungspunkte sucht, dort, wo Malerei in Formen, die gegenständlich deutbar werden, umschlägt.
Und was passiert dann, wenn wir wieder zu Verstand gekommen die Malereien nur als profane Schaustücke sehen? Der träumende Faun sich als Windhauch erweist, der Gräser und Blätter zu flirrendem Rauschen und dem Atmen der Natur bewegt hat? Das sich nun, wieder wach, als an textilen Membranen kondensiertes Naturhaftes: Fleck, Abdruck, Wischspur, geäderte Flächen, Rinnspur, ausgestreute Farbe … zeigt? Sind es nur umrandete Formen, Linienspuren, die tropfenförmige Blütenblätter bündeln? Ohne eine Antwort abzuwarten, beginnen die Malereien uns wieder zu entrücken: Im Da-Hintergrund schimmern, wie von unten gegen eine halbtransparente Fläche rührend, Farben, mit flinken Gesten erfasst und gerahmt in Rot, Blau, Gelb, einen Kontrast bildend von zarter Tönung und vollem, begrenzenden Farbstrich.
Blüten, die wirbelnde Farbblütenfächer bilden, Farbstrudel, ein Zentrum bildend, in einen Sog aus farbigem Gewoge mündend, … und fast wäre man versucht, in dieser Malerei mitsamt dem ganzen Körper in einer Gischt aus Farben und taktilen Reizen zu verschwinden, wäre da nicht auch ein Anderes, das nicht schwärmerisch schwärmend Erfasste: was zeigt sich noch? Fleisch und Tierhaftes, Schmutz, das, was wir in der Tiefe, unter der Membran unserer Haut körperlich wahrnehmen, im Dunkel des Körperinneren.
Dieses Andere wird nun deutbar und zeigt sich als Paradox: das, was uns antreibt auszuschwärmen, berauscht, uns taumeln und schwelgen lässt, hat ihr dunkles Zentrum in der Schreckensstarre der abgewandten Seite dessen, was die Malereien im Lebensüberschwang feiern.
Mit etwas Abstand und wieder als Abfolge einzelner Malereien betrachtet, sehen wir verblassende Farben – verschiedene Stadien von Erblühen, Welken und in spröder Trockenheit zerfallende Formen. Staub, Blütenstaub und zerbröselnde Körper, über einen rauen Hintergrund gestrichene Kringel, Schleifengirlanden, die nur auf gewobene Leinwand abgestreifte Farben sind. Berührungsspuren der Malutensilien von Karin Pliem, oder ist es doch die Pigmentspur eines bereits fernen Körpers, die Pigmentreste eines Schmetterlingfluges, dem Begleiter des träumenden Fauns, der mit seinen Flügeln vorbeistreifend ein MEMENTO MORI hinterließ, die Spur zermahlener Zeit, Formen auflösend, die zu Staub und Pigment zerfallen?
Durch die Alchemie der Farbzubereitung wird aus Staub gestaltbare Materie, so auch zur Farbe, jenem Material, mit dem Karin Pliem Lebenszeit und Bildhaftes verwebt. Wir haben in ihren Bildern deshalb auch einen anderen zyklischen Zeitverlauf vor Augen: den Zyklus von Tag und Nacht. Dieser bedingt ein Zeitmaß, das Jahreszeiten und Zyklen größeren Maßes erfahrbar macht, jene, die sich mit dem, als natürlich empfundenen Wachsen und Vergehen, verbinden. Und so schwingen wir aus, über einem Abgrund der abgewandten Leere und der endenden Zeit, beseelt vom Lebensübermut, den leuchtendes Rot und Gelb, violettschattig nachdunkelnd, befeuert. Wir durchstreifen taufrische, feucht gemalte Partien nässebeschwerter Blütenblätter. Sie glänzen feinstofflich, so als hätte Wasser eine zu Blüten geformte Textur gebildet, um Farbe als Aggregatzustand dieser Flüssigkeit erscheinen zu lassen, eingelagert und gespeichert, von Linien dicht umhüllt, damit sie der Dürre der Vergänglichkeit trotzen. Wir schwingen hoch, um von den Höhenflügen aus die Kunst zu sehen, die Malerei von Karin Pliem, die immer auch die Bedingungen ihres Funktionierens thematisiert. Und aus dieser Flughöhe der Phantasie erscheinen sie als Zonen stillgestellter Zeit, die von Gegenwart umfasst wird.
Zeit ist ein Brückenwort, das Boris Kopeinig und Karin Pliem verbindet. Beide Künstler*innen stellen hier Zeitmaschinen aus, unterschiedlich getaktet und beide, obgleich anders verfasst, intensivieren erfahrene Gegenwart, machen unsere Körper zu Rezeptionsmedien, ermöglichen eine Art von Selbsttranszendenz, die immer auch einen Selbstverlust bedingt. Die Doppeltheit aus Verlust und Seinsgegenwart ermöglicht es, uns als Subjekte zu erfahren. Sie ermöglicht es, dass wir vom unhintergehbaren Absolutum unserer Existenz wissen, ohne es begreifen zu können: unserem Alleinsein mit dem Leben und im Tod. Unsere Kulturen haben Mittel hervorgebracht um Selbstranszendenz erfahrbar zu machen. Kunst ist eines davon und durch die dynamisierenden Werke der beiden Künstler*innen wird diese Ausstellung zum Medium eines gemeinschaftlichen Erlebens, in dem sich lustvoll grooven lässt, rauschvoll im Tanz der Blicke, gleiten Bilder klar und leuchtend über Kopf und über Hände, gleiten Bilder, klar und leuchtend, tönt die Fläche, move your body, up beat down beat, Sound und Zahlen, siehst Du Töne, hörst Du Bilder? Kopf und Hände, Raum und Wände, move your body, Tanz der Augen, tönt die Fläche, Glas und Schatten, hallt im Rhythmus, hart und fließend, Sinn und Staunen, gleiten Zahlen, klar und leuchtend, move your body, schweben Blumen, fahle Farben, -/ kling, …………………., Wuchsformen driftend,….. leuchtend zwischendurch, farbig perliger Schatten, im TANK an einem Tag im Sommer 2016. Hörst Du Bilder, siehst Du Töne,?